Zum 75. Jahrestag der Vertreibung der Ungarndeutschen
Der 19. Januar ist der landesweite Gedenktag der Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen
Vor 75 Jahren an diesem Tag, am 19. Januar 1946 fuhr der erste Waggon mit den Ungarndeutschen von Wudersch/Budaörs nach Deutschland los.
Der Anblick geschlossener Waggons war zu dieser Zeit für niemanden mehr ungewöhnlich, denn ein Jahr zuvor, um 1944 und 1945, sind Zehntausende Menschen deutscher Abstammung für mehrere Jahre zur Zwangsarbeit in sowjetische Lager gebracht worden, wo fast ein Drittel der Verschleppten unter unmenschlichen Bedingungen ums Leben gekommen war.
Ab 1946 wurde die mit der kollektiven Schuld stigmatisierte deutsche Minderheit nach Deutschland vertrieben, im damaligen Sprachgebrauch „umgesiedelt“, nach dem Entzug ihrer Bürgerrechte und Enteignung ihres Eigentums. Zuerst in die amerikanische Besatzungszone und bis Ende 1948 in das Gebiet der späteren DDR.
Während der Aktion wurden ungefähr 200.000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben, was ungefähr der gleichen Anzahl von Menschen entspricht, die geblieben sind oder nach Ungarn zurück geflohen sind und jahrelang versucht haben, eine neue Existenz zu schaffen, wobei sie unter den schwersten Formen der Diskriminierung gelitten haben.
Denkmal der Verschleppten in die Sowjetunion, Nimmesch. Foto: Szilvia Göndöcs-Acél
Seit 2012 ist der 19. Januar ein landesweiter Gedenktag. Vor dem Systemwechsel war das Thema Verschleppung und Vertreibung in Ungarn überhaupt kein erwünschtes Thema, erst 1983 wurde von der damaligen Parteiführung anerkannt, dass die kollektive Verfolgung der deutschen Minderheit ungerecht war. Die Forschung und Wiedergutmachung begannen jedoch erst nach 1990, und selbst danach dauerte es zwanzig Jahre, bis die damalige Regierung einen Gedenktag zum Gedenken an die Verfolgung der Ungarndeutschen erklärte.
Jedes Jahr findet am 19. Januar die zentrale Gedenkfeier an einem der Orte der Verschleppung und Vertreibung statt, leider kann dieses Jahr auch das nicht realisiert werden. Es gibt immer weniger Mitglieder von der Generation unter uns, die unter beiden Ereignissen leiden mussten, aber wir haben guten Grund darauf zu vertrauen, dass die Erinnerung an die tragischen Ereignisse erhalten bleibt. Zwischen 1944 und 1948 und sogar danach verursachten Verschleppung und Vertreibung unermessliches menschliches Leid, das kaum dokumentiert werden kann. Genauso wenig, wie der soziale und wirtschaftliche Schaden, den diese ungerechten und unüberlegten Maßnahmen Ungarn zugefügt haben. Obwohl Dokumente darüber von den Forschern weitgehend aufgedeckt wurden, geben diese Schriften kaum den Schmerz von zerrissenen Familien, von Menschen, die Haus und Besitz ihrer Vorfahren verloren haben, und von Tausenden Heimatvertriebenen, zurück.
Am 19. Januar erinnern wir uns seit Jahren daran. Der Gedenktag muss landesweit gefeiert werden, denn die Verschleppung und Vertreibung vermitteln nicht nur für die betroffene Gemeinschaft, für die deutsche Minderheit in Ungarn eine wichtige Botschaft. Ebenso wichtig muss der Tag für die Mehrheitsgesellschaft sein, um Erinnerungen zu bewahren und weiterzugeben und um eine Lehre daraus zu ziehen.
Das Leiden der Deportierten, Vertriebenen und ihrer Familien kann nur dann einen Sinn ergeben, wenn es die gesamte ungarische Gesellschaft daran erinnert und belehrt, dass niemand aufgrund seiner Herkunft, Muttersprache, Nationalität, ethnischen Zugehörigkeit oder anderer Merkmale stigmatisiert oder kollektiv benachteiligt werden darf. Der 19. Januar bewahrt die Erinnerung an ein dunkles Kapitel der Vergangenheit, muss uns aber gleichzeitig warnen, dass ähnliche Ereignisse nie wieder geschehen dürfen.
Dr. Beáta Márkus
6. Folge: Städtepartnerschaft zwischen Fellbach und Pécs
/0 Kommentare/in Hauptseite, Meinlenau Podcast, Meinlenau Podcast, Neuigkeiten, Programme, Unkategorisiert /von Lenau HausDieses Jahr wird das 35. Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Pécs und Fellbach gefeiert. Mit dem Enstehen der Partnerschaft ist der Lenau Verein auch eng verbunden. Beatrix Kant, die erste Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins Fellbach hat Adél Halmos und Antónia Polgár über die Entstehung der Partnerschaft und die Arbeit des Partnerschaftsvereins erzählt.