Willkommen
Der Kulturverein Nikolaus Lenau e.V. wurde im Oktober 1985 in südungarischem Fünfkirchen / Pécs als erster unabhängiger ungarndeutscher Verein der Nachkriegszeit im gesamten Ost-Europa gegründet.
Die Mitgliederzahl näherte sich bald an die 600 an. Auch viele aus Ungarn zwischen den Jahren 1946 und 1948 vertriebene Ungarndeutsche beantragten die Mitgliedschaft und brachten auf diese Weise ihre Verbundenheit mit den Heimatverbliebenen und ihre Liebe zu ihrer einstigen Heimat zum Ausdruck.
Unser Verein möchte mit seiner Tätigkeit der deutschen Minderheit bei der Wiedergewinnung und Bewahrung ihrer kulturellen Identität helfen, ihre Taditionspflege unterstützen und ihre eigene Geschichte bewußt zu machen.
Der Lenau Verein nimmt zwischen Ungarn (unsere Heimat) und Deutschland (unsere kulturelle Mutternation) eine Brückenrolle wahr: Seit seinem 25jährigen Bestehen initiierte und verwirklichte er zahlreiche internationale Tagungen, Kunst- und Kulturprojekte, baute Kontakte zwischen ungarischen und deutschen Gemeinden, Schulen, Kulturgruppen und Vereinen auf. Nach Bedarf beteiligt sich unser Verein an diesen Partnerschaften weiterhin aktiv.
1995 wurde unser Verein als Anerkennung für seine erfolgreiche kulturelle Tätigkeit als Erste unter den ungarndeutschen Organisationen mit dem ungarischen staatlichen Preis „Für die Minderheiten“ geehrt.
Für Fragen oder Anregungen zu unserer Tätigkeit haben, stehen wir Ihnen gerne telefonisch, elektronisch aber auch persönlich gerne zur Verfügung.
Nikolaus Lenau
Die Zielsetzung des Vereins
Das Lenau Haus ist das geistig-kulturelle Zentrum der Ungarndeutschen, eine Begegnungsstätte der Ungarndeutschen, Deutschen und Ungarn. Es organisiert das kulturelle Leben der Ungarndeutschen, sorgt für die Vorstellung, Verbreitung und Vertiefung der deutschen Kultur im Kreise der Ungarndeutschen sowie der ungarischen Bevölkerung und fördert die Anpassung an diese Werte.
Der Verein hat zur Aufgabe die Muttersprache, Kultur und Traditionen des Ungarndeutschtums zu bewahren, zu pflegen sowie seine Identität wiederherzustellen und zu stärken und ihm bei der erfolgreichen Entfaltung seiner Rechte zu helfen.
Er fördert die Gründung von örtlichen Kulturgruppen (Chören, Musikkapellen, Tanzgruppen, Klubs usw.) und anderer Gemeinschaften, unterstützt und koordiniert deren Tätigkeit.
Auch hat der Verein die Aufgabe, das wahre Gesicht sowie die wahre historische, kulturelle und wirtschaftliche Rolle der Ungarndeutschen darzustellen.
Um seine Ziele zu erreiche, arbeitet der Lenau Verein mit Organisationen, Vereinen und Privatpersonen Ungarns und des Auslandes zusammen.
Lenau Preis
Geschichte des Grundstücks
Geschichte des Gründstücks: Mittelalter
Das Dominikanerkloster und seine Ausgrabung
Aus den Deftern und Steuerlisten unserer Stadt unter osmanischer Herrschaft (1543-1686) ist bekannt, dass der südöstliche Teil der Innenstadt nach dem Dominikanerkloster des Heiligen Thomas Becket benannt wurde. In Ungarn gab es zwei Patrozinien, welche den Namen dieses Heiligen trugen: in Gran/Esztergom und in Fünfkirchen/Pécs. (Das Patrozinium ist die Schutzherrschaft eines Heiligen über eine Kirche.)
Zur Zeit der osmanischen Herrschaft bestand die Klosteranlage nicht mehr. Im Laufe der Ausgrabungen innerhalb der Stadt stellte es sich heraus, dass die Türken die Anlage abgerissen und aus ihren Steinen die Moschee des Paschas Ferhad (Ort: Királystrasse Ecke Kazinczystrasse) errichtet haben.
Zu Beginn der Ausgrabungen in der Munkácsystrasse war die genaue Verortung des Dominikanerklosters noch ungewiß. Allein der Verweis aus der osmanischen Zeit ließ vermuten, dass das Kloster irgendwo in diesem Viertel stehen musste.
Nach einem Kellereinsturz in der Munkácsystrasse 1976 sind die ersten Bruchstücke der Klosterkirche entdeckt worden. Ein Jahr darauf wurde ein Teil des Kreuzgangs freigelegt. Die folgenden 10 Jahre wurden keine weiteren Grabungen durchgeführt. Dies änderte sich erst mit der Entscheidung, des Stadtrates das Haus unter der Hausnummer 8 in der Munkácsystrasse, dem Kulturvereins Nikolaus Lenau e.V. als Vereinssitz zu überlassen.
Mit finanzieller Hilfe der Stadt Fellbach, der deutschen Partnerstadt von Pécs, wurde anschliessend der gesamte Hof ausgehoben, die kunsthistorische Freilegung des Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert durchgeführt und nach dem Einsturz des Gebäudes auch das Gebiet darunter erschlossen. Auf diese Weise erfuhr in den Jahren zwischen 1987 und 1990 das gesamte Grundstück eine archäologische Erfassung.
Es stellte sich heraus, dass hier bereits steinerne Gebäude aus der römischen Zeit standen (1-5. Jahrundert n. Chr.). Auch einen Strassenabschnitt aus dieser Zeit konnte man freilegen. Über diese römischen Zeugnisse wurde wahrscheinlich im 12. Jahrhundert eine Kirche errichtet, die als Pfarrkirche diente.
Laut den Quellen stand hier bereits 1238 ein Dominikanerkloster, das seine endgültige Form nach mehreren Umbauen 1492 erhielt.
Auf dem Hof des späteren Lenau-Hauses, fand man einen Teil des Schiffes der Hallenkirche und den Anfang des Chores. Des weiteren die Grundmauern jener Kapelle, in der die Reliquie des Heiligen Blutes aufbewahrt wurde. Diese Kapelle wurde 1456 auch von dem Heiligen Johannes von Capistrano vor der Schlacht von Nádorfehervár (Belgrad) gegen die Türken besucht.
Die Grundfläche der Dominikanerkirche diente als Friedhof. Es kamen hier die Gräber der Ordensbrüder und der Dominikanerinnen, die ihr Kloster außerhalb der Stadtmauer im Ortsteil Zidina besaβen, zum Vorschein. Desgleichen wurden hier auch vermögende Menschen bestattet. Unter den Fußbodenplatten befanden sich in regelmäßigen Reihen ca. 50 tiefe Gräber, in denen in mehreren aufeinander folgenden Schichten Überreste von etwa 1000 Menschen gefunden wurden.
Unter ihnen gab es eine Gruft mit einer Inschrift, einer Jahreszahl und einem separaten Zugang. Die zu dieser Gruft gehörige Grabplatte wurde in den Fußboden gesenkt gefunden. Die Grablatte mit dem Doppelwappen aus der Frührenaissance der kroatischen adeligen Katharina Izdenci ist im Erdgeschoß des Lenau-Hauses ausgestellt.
Neben dem Kloster wirkte ein „Studium Generale”, eine Hochschule. Wahrscheinlich entstand hier der so genannte „Münchner Kodex”, eines der wichtigsten mittelalterlichen ungarischen Sprachdenkmäler.
Die Klosteranlage wurde in den 1570er Jahren abgerissen, sein Grundstück blieb bis zum 18. Jahrhundert unbebaut.
Text: Gábor Kárpáti (Archäologe)
Geschichte des Grundstücks: 18-19. Jahrhundert
Das Wohnhaus im 18. und 19. Jahrhundert errichtet worden. Die nördliche Seite des mittelalterlichen Klostergrunds der Dominikaner blieb im 18. Jahrhundert lange unbebaut. Das erste Haus wurde hier wahrscheinlich in den 1780er Jahren erbaut.
Die Ergebnisse der Freilegung seitens des Denkmalschutzamtes zeugen davon, dass dieser Bau ein im Innern mit Wandmalereien verziertes, steinernes, ebenerdiges Gebäude war und einem anspruchsvoll gestalteten Grundriß besaß.
Von den drei zur Straße gerichteten Zimmern war das Mittlere am größten und hatte zwei Fenster. Die beiden Seitenzimmer besaβen eine kleinere Grundfläche und öffneten sich mit je einem Fenster auf die Straßenseite.
Neben dem Gebäude führte eine mit einer flachen Deckenkonstruktion versehne Toreinfahrt in den Hof. In das Haus konnte man durch die sich in der Mittelachse der Hoffassade befindlichen Tür gelangen. Der Hoftrakt des Hauses war schmaler als der Straßentrakt.
Von der Toreinfahrt links befand sich eine große gewölbte Küche mit offenem Rauchfang, wohingegen am Ende dieses Traktes sich zwei kleinere mit Ofennischen versehenen Zimmer befanden.
An den beiden Seiten der Tür des größten, auf die Straße blickenden Zimmers wurde je eine Wandnische gestaltet. Die Wände erhielten gleich nach der Errichtung ihre Bemalung.
Diese Ausmalung stellte eine Laube dar:
Die Wände wurden mit gebogenen Gittern und niedrigen Sockeln aus Schmiedeisen gegliedert. In den Bögen standen riesige Steinvasen, aus denen Blumengirlanden hingen. Selbige lagen auch auf dem Gitterwerk der Laube. Auf dem Laubengitter und im Himmel waren Schmetterlinge und Vögel zu sehen. In der einen Ofennische saβ kaum wahrnehmbar eine Frauengestalt, welche in der Hand ein Glasgefäβ hielt.
Die Abschlußwände der beiden Seitenzimmer wurden gleichfalls mit Wandnischen gegliedert. In einem der Zimmer ist auch die charakteristische, aus senkrechten Streifen bestehende Wandmalerei erhalten geblieben.
Das aus zwei Trakten bestehende Haus mit den in U-Form geordneten Wohnräumen und dem mit Ofen- und Wandnischen bzw. Malereien gezierten mittleren großen Zimmer gehört zu den anspruchsvollen Wohnhäusern Fünfkirchens des 18. Jahrhunderts.
Trotz seiner ebenerdigen Gestalt zeigt es Verwandtschaft mit dem Schönherr-Haus auf dem Széchenyi-Platz aus der gleichen Zeit. Es ist anzunehmen, dass Franz Hőgyészi der Bauherr war, welcher das Grundstück wahrscheinlich noch unbebaut von Sigmund Tanyi kaufte und dessen Erben 1801 Haus und Grund Anton Groman, dem bischöflichen Provisor, verkauften.
In der ersten Hälfte des 19. Jarhundert wurde auf das Gebäude ein Stockwerk aufgesetzt. Der Grundriß des Stockwerks folgte dem des Erdgeschosses. Die Toreinfahrt wurde in dieser Zeit ausgewölbt, und das kleine Wohnzimmer am östlichen Ende des Hoftraktes wurde aufgehoben, um das Treppenhaus ausbilden zu können. Ab dieser Zeit konnte man von der Toreinfahrt in das Gebäude gelangen.
Das Haus erfuhr bis in die 1970er Jahre keine weiteren bedeutendenden Eingriffe. Als die Freilegung des Denkmalschutzamtes vollzogen war, stand das Gebäude schon seit Jahren leer, die Hoffassade hatte keine Tür und keine Fenster mehr. Zwar erkannte man nach der Freilegung den stadt- und kunsthistorischen Wert des Hauses, doch dies hatte keinen Eingriff zur Folge. Nach weiterer zehn Jahren stürzte das Gerüst zusammen und das Haus musste abgerissen werden.
Text: Dr. Selysette Somorjay (Kunsthistorikerin)
Enstehungsgeschichte des Lenau-Hauses
Das Fünfkirchner Lenau-Haus ist das geistig-kulturelle Zentrum und Begegnungsstätte der Ungarndeutschen, sowie Sitz des Kulturvereins Nikolaus Lenau e.V. Es wurde in den Jahren 1987-1989 gebaut. An den Baukosten, die rund 1,5 Millionnen DM betrugen, beteiligten sich
- das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland
- das Land Baden-Württemberg
- Ungarndeutsches Sozial- und Kulturwerk e.V.
- der Verein für das Deutschtum im Ausland
- die Stadt Pécs
- die Stadt Fellbach
- der Förderkreis für das Lenau-Haus
- der Kulturverein Nikolaus Lenau
- sowie private Spender
23. September 1985
Gründung des Kulturvereins Nikolaus Lenau e.V; Fellbach wird im Oktober Mitglied.
15. Oktober 1986
Anlässlich der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden zwischen Fünfkirchen / Pécs und Fellbach stiftet die Stadt Fellbach dem Lenau Verein 10.000 DM als Beitrag zum Aufbau des Lenau-Hauses.
Januar 1987
Die Stadt Fünfkirchen / Pécs schenkt dem Lenau Verein im Zentrum der Altstadt ein sanierungsbedürftiges ehemaliges deutsches Gewerbehaus.
28. April 1987
In Fellbach Gründung des Förderkreises für das Lenau-Haus mit dem Ziel, das Projekt finanziell zu unterstützen. Die Stadt Fellbach ist Mitglied des Förderkreises. Eine groß angelegte Spendenaktion beginnt.
April-Mai 1987
Zwei Architekten aus Fünfkirchen / Pécs überarbeiten zusammen mit dem Planungsamt der Stadt Fellbach die Pläne für das Lenau-Haus.
7. Juni 1987
In Anwesenheit des Fellbacher Gemeinderates erfolgt die Grundsteinlegung für das Lenau-Haus.
6. Januar 1988
Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung der Städte Fünfkirchen / Pécs und Fellbach, sowie des Lenau Vereins zur Sicherung des Aufbaus des Lenau-Hauses; Fellbach übernimmt die Trägerschaft der Baumaßnahmen, um damit die finanzielle Abwicklung einschließlich der Vermittlung von Zuschüssen; außerdem Unterzeichnung des Kaufvertrags.
26. Juli 1988
Das Auswärtige Amt der BRD bewilligt die Bundeszuwendung. Beginn der Rohbauarbeiten (Abschluss im Dezember 1988), anschließend umfangreiche Innenarbeiten (Dezember. 1988 – Juni 1989).
Die ’Probephase’ läuft an, die ersten Veranstaltungen finden im Lenau-Haus statt.
3. Juni 1990
Im Beisein von über 1000 Gästen, unter ihnen der Bonner Botschafter in Budapest, Dr. Alexander Arnold, der frühere Ratsvorsitzende von Fünfkirchen / Pécs Dr. Zoltán Piti, sowie Fellbachs Oberbürgermeister Friedrich Wilhelm Kiel, wird das Lenau-Haus am Pfingstsonntag offiziell seiner Bestimmung übergeben.